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Zu Besuch im Morrisound Studio

So… Heute gibt es also mal einen „Special Interest“-Artikel zum Morrisound Studio in Tampa – genauer gesagt in Temple Terrace, einem kleinen Ort im Randbezirk der Westküsten-Stadt Tampa.

Die Tampa Bay, in der sich auch das Morrisound Studio befindet (blauer Punkt)
© www.openstreetmap.org

Bevor ich aber schon im ersten Absatz den Großteil von Euch mangels Interesse verliere, erzähle ich erst etwas zur Anreise – die war nämlich durchaus sehenswert!

Zunächst einmal wird nicht jeder verstehen können, dass man insgesamt knapp sechs Stunden Fahrt in Kauf nimmt (insgesamt bin ich heute knapp 600 Kilometer gefahren), nur um ein Aufnahmestudio zu besuchen. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich den Norden der Westküste bislang sträflich missachtet habe. Daher bot sich die Gelegenheit an, auf dem Weg nach Tampa die Küstenstrecke zu wählen und einen kleinen Abstecher nach St. Petersburg zu machen.

Verbindet Terra Ceia mit St. Petersburg: Die knapp 9 Kilometer lange Sunshine Skyway Bridge
Verbindet Terra Ceia mit St. Petersburg: Die knapp 9 Kilometer lange Sunshine Skyway Bridge

Was den Vorteil mit sich bringt, dass man auf seinem Weg nach Tampa eines der bemerkenswertesten Bauwerke der hiesigen Bay Area hautnah erlebt: die knapp 9 Kilometer lange Sunshine Skyway Bridge. Die 60 Meter hohe Brücke mit einer „Schrägseil-Mittelöffnung“ ist einer der längsten ihrer Art weltweit. Eine Überfahrt kostet  lediglich 75 US-Cent, was bei der Masse an Autos aber trotzdem eine langfristige Instandhaltung der Brücke sicherstellen sollte 😉

Etwas Überwindung kostet es ehrlich gesagt schon, wenn man das monumentale Bauwerk am Horizont auftauchen sieht und man realisiert, welch gewaltige Spannbreite die Brücke hat. Zudem ist die Brücke gefühlt sehr steil und man tritt automatisch etwas aufs Gas, da man Sorge hat, nicht genug Schwung zu haben. Dafür hat man auf dem höchsten Punkt der Brücke einen fantastischen Ausblick auf die Tampa Bay Area mit St. Petersburg und dem dahinterliegenden Tampa – schade, dass man hier nicht anhalten kann…

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Das hole ich jedoch auf einem Rastplatz direkt hinter der Brücke nach – und bin mittelschwer begeistert vom Ausblick, den diese Raststätte bietet. Weniger begeistert bin ich allerdings von der nicht gerade kleinen Schlange, die sich am Ufer der Bay Area vor meinen Augen unter einigen Steinen verkriecht. Zumal ich wenige Augenblicke später am Eingang der Raststätte ein großes Warnschild mit Bildern von fünf hochgiftigen Schlangen bemerke, die sich in dieser Gegend tummeln. Auf einen Fotoabgleich verzichte ich lieber…

Ein ganz "normaler" Rastplatz an der Interstate 75 - nur mit atemberaubenden Ausblick ;-)
Ein ganz „normaler“ Rastplatz an der Interstate 75 – nur mit atemberaubenden Ausblick 😉

Einige Meilen später mache ich noch einmal Halt, um den Blick auf die Bucht von St. Petersburg etwas genießen zu können. In der Bucht nutzen zahlreiche Kitesurfer die idealen Bedingungen und ziehen sämtliche Blicke auf sich.

Mein Blick wird jedoch von den drolligen Pelikanen abgelenkt, die mit waghalsigen Flugmanövern in der Bucht auf Fischjagd gehen. Anbei ein kleines Video der Flug-Akkrobaten:

 

Als ich meine Fahrt nach St. Petersburg fortsetze fällt mir sehr schnell ein weiteres Wahrzeichen der Stadt (neben der Sunshine Skyway Bridge natürlich) auf: Das Don Cesar Beach Resort Hotel. Das bonbonfarbene Luxushotel macht schon von Weitem durch sein Disney-ähnliches Aussehen auf sich aufmerksam und wirkt etwas unwirklich inmitten der umgebenden „Großstadt-Architektur“.

Eines der Wahrzeichen von St. Petersburg: Das bonbonfarbene Don Cesar Beach Resort Hotel
Eines der Wahrzeichen von St. Petersburg: Das bonbonfarbene Don Cesar Beach Resort Hotel

Den Namen St. Petersburg (Spitzname „St. Pete“) hat die Stadt übrigens tatsächlich von ihrem russischen Namensvetter. Ende des 19. Jahrhunderts benannte der russische Aristokrat und Eisenbahn-Mogul Peter Demens die Stadt in Anlehnung an seinen russischen Geburtsort. Heute gilt St. Petersburg als Ruheort für wohlhabene Senioren.

Leider habe ich nicht mehr viel Zeit, die Stadt weiter zu erkunden – mein Termin im Morrisound Studio rückt näher und ich mache mich auf den Weg in das ca. 50 Kilometer entfernte Tampa.

Pünktlich zum vereinbarten Termin erreiche ich das Morrisound Studio, wo mich mein heutiger Gastgeber Jon Tucker bereits erwartet. Jon arbeitet sein etwa drei Jahren im Morrisound Studio und ist ein unglaublich netter und sympathischer Kerl. Sicherlich hätte er Besseres zu tun, als einen neugierigen Deutschen durch das Studio zu führen – Jon nimmt sich jedoch alle Zeit der Welt und erklärt mir alles bis ins kleinste Detail. Ein super Typ!!

Jon heute und vor etwa drei Jahren mit langer Mähne...
Jon heute und vor etwa drei Jahren – noch mit langer Mähne…

Wenn sich jetzt der ein oder andere von Euch nachwievor fragt, warum ich denn nun unbedingt in dieses Studio fahren wollte, dann sei Euch folgende Information ans Herz gelegt: In dem im Jahr 1981 von den Morris-Brüdern gegründeten Aufnahmestudio sind in den letzten 30 Jahren zahlreiche Meilensteine des Heavy Metal (genauer gesagt des Death Metal) entstanden. Bands wie Cannibal Corpse, Morbid Angel, Death, Obituary oder Sepultura aber auch die deutsche Thrash Metal Band Kreator haben hier bereits aufgenommen. Dieses Studio ist quasi heiliger Boden für jeden Metal Fan 😉 Auch wenn das Studio vielleicht nicht mehr mit modernen Sound-Tempeln mithalten kann, kann ich noch die besondere Atmosphäre der letzten 30 Jahre spüren – ja, ja… 😉

Jon ist auf jeden Fall ziemlich aus dem Häuschen, dass ich als deutscher Metalhead die lange Fahrt von Bonita Springs „nur“ wegen dem Studiobesuch auf mich genommen habe und gibt sich nochmal mehr Mühe. Zwar durfte ich nicht in allen Teilen des Studios wegen laufender Aufnahmen Fotos machen, gezeigt und erklärt wurde mir allerdings alles. Mit den technischen Details möchte ich Euch an dieser Stelle nicht langweilen und zeige Euch daher lieber einige Einblicke in das Studio:

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Da Jon auch mal hier im Blog vorbeischauen wollte, schnell noch ein kleiner Gruß an ihn:

Hey Jon! It’s been a real pleasure to visit you at the Morrisound Studio! Thank you for your time and for your hospitality! Keep up your excellent work!!

Bevor ich gleich zum Ende komme möchte ich noch eine kleine Anekdote zum Morrisound Studio zum Besten geben. Im Jahr 2011 wurde das Studio von einer professionell agierenden Einbrecherbande nahezu vollständig  ausgeraubt. Insgesamt wurde Studio-Equipment im Wert von vielen zig tausend Dollar entwendet. Hierzu hatte man sich Zugriff auf das System des lokalen Stromversorgers verschafft und an einem Samstagmorgen dem gesamten Komplex den Strom abgedreht. Damit waren die meisten Alarm- und Überwachungssysteme des Studios ausgeschaltet und man konnte das Equipment in Ruhe in einen LKW verladen. Etwa ein Jahr später konnte jedoch der vermeintliche Drahtzieher der Aktion in North Carolina festgenommen werden. Der hatte derweil in einem riesigen Lagerhaus eine gewaltige Hanfplantage in Betrieb genommen. Die exorbitanten Stromrechnungen, die durch den Betrieb spezieller Tageslichtlampen entstanden sind, kamen dem Vermieter jedoch irgendwann komisch vor und er informierte das FBI. Bei der Durchsuchung des Lagerhauses fand man – eher zufällig – auch das im Morrisound Studio geklaute Equipment… Nur diesem Zufall und dem kulanten Verhalten der Versicherung ist es zu verdanken, dass das Studio diesen Vorfall finanziell überstanden hat.

In Deutschland bricht in diesem Moment der Morgen an – Zeit für mich, ins Bett zu gehen 😉 Morgen folgt hier im Blog der zweite Teil zum „American Way of Life“, in dem ich Euch unter anderem das „How are you?“-Dilemma näher bringen werde. Ich wünsche Euch einen guten Morgen und einen entspannten Tag…

Ein Gedanke zu „Zu Besuch im Morrisound Studio

  • Volkmar

    Heiligen Boden muss man ja eigentlich Papst-like küssen… Wer ist denn bitte von technischen Details gelangweilt?! 😉 😉
    Spaß beiseite, tolle Sache – auch, dass du die Chance trotz der Distanz genutzt hast, was bei dem Anreiseweg dann ja doppelt belohnt wurde!

    Antwort

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